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Persönlichkeitsstörungen im Alter

Besondere Herausforderungen im fortgeschrittenen Lebensalter

Ein Kennzeichen des höheren Lebensalters ist die häufigere und längere Erkrankung im Vergleich zu jüngeren Menschen, oft mit gleichzeitigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die mit Krankheit verbundenen psychischen Belastungen können die Entstehung psychischer Störungen begünstigen.

Weiterhin müssen Ältere mit vielfältigen Verlustsituationen umgehen. So nehmen physische Gesundheit, Attraktivität und kognitive Fähigkeiten (wie Sehkraft, Hörvermögen, Gedächtnisleistung, geistige Schnelligkeit) mit zunehmendem Alter ab - oftmals unerwartet durch schwere Erkrankungen. Der Tod nahestehender Personen und der Ausstieg aus dem Berufsleben stellen ebenso Verlustquellen dar. Zusätzlich fehlt im hohen Alter häufig die Orientierung an neuen Zielen und Zukunftsperspektiven. Gerade nach einschneidenden Verlusten entwickelt sich oft eine psychische Erkrankung.

Spezifische Merkmale psychischer Störungen im Alter

Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter zählen Depressionen und Demenz. Häufig treten auch Angststörungen, Schlafprobleme und Substanzmissbrauch (z.B. Alkohol, Medikamente) auf. Manische und schizophrene bzw. wahnhafte Störungen sind im fortgeschrittenen Alter hingegen seltener.

Herausforderungen bei der Diagnose

Die Diagnostik psychischer Erkrankungen ist erschwert durch die oft umfangreichen körperlichen Leiden älterer Menschen. Die nachlassenden kognitiven und physischen Fähigkeiten, die verlangsamte Reaktionsfähigkeit und geringere Anpassungsfähigkeit erschweren die Abgrenzung von normalen Altersveränderungen und körperlichen Erkrankungen. Des Weiteren müssen mögliche Medikamentenwirkungen (z.B. Verwirrtheit, Vergesslichkeit) berücksichtigt werden.

Komplexere Medikation

Eine weitere Besonderheit älterer Menschen sind die Veränderungen in Stoffwechsel und physiologischen Funktionen. Dies führt zu einer anderen, potentiell stärkeren Wirkung von Psychopharmaka und unterschiedlichen Nebenwirkungsprofilen im Vergleich zu jüngeren Menschen. Aufgrund der häufigen Polymedikation (gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente) treten Wechselwirkungen vermehrt auf.

Erhöhte Suizidrate

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Behandlung ist die deutlich höhere Suizidrate bei älteren Erwachsenen im Vergleich zu jüngeren. Dies betrifft sowohl Patienten mit Depression als auch die allgemeine Altersgruppe.

Behandlung und Psychotherapie im höheren Lebensalter

Die Behandlung psychischer Erkrankungen im fortgeschrittenen Lebensalter ist durch verschiedene Faktoren erschwert.

Selten spezialisierte Therapeuten

Ein Problem bei der psychotherapeutischen Behandlung ist die begrenzte Anzahl spezialisierter Therapeuten, die mit den Besonderheiten des Alters und den damit verbundenen Lebensumständen vertraut sind. Oftmals wird von Betroffenen wie auch Therapeuten eine geringe Erfolgsaussicht einer Psychotherapie im hohen Alter angenommen, was jedoch meist nicht der Realität entspricht.

Daher ist für ältere Menschen mit psychischen Problemen die Suche nach einem erfahrenen Therapeuten mit diesem Fachwissen von großer Bedeutung. Der Therapeut sollte eine positive Grundhaltung einnehmen und diese auf den Patienten übertragen.

Anpassung der Therapieziele

Ein wichtiger Aspekt ist, dass im Alter nicht immer eine „Heilung' im Sinne eines vollständigen Verschwindens der Symptome angestrebt werden kann. Die Behandlung zielt oft eher auf die Stabilisierung des aktuellen Zustands und eine Verbesserung der Symptomatik ab.

Es ist wichtig, gemeinsam mit dem Patienten die realistischen Veränderungsmöglichkeiten zu ermitteln und die Akzeptanz von unveränderbaren Aspekten zu fördern. Die Therapie orientiert sich somit weniger an weitreichenden Veränderungen, sondern fokussiert konkrete, alltägliche Probleme und Bedürfnisse des Patienten. Gerade bei Älteren sollte die Therapie strukturiert und nicht überfordernd sein.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Identifizierung und Nutzung individueller Ressourcen und Stärken durch den Patienten. Der Therapeut kann hier die wertvolle Lebenserfahrung des Patienten hervorheben.

Zusätzlich zur psychotherapeutischen Behandlung ist es oft notwendig, unterstützende Maßnahmen (z.B. durch Angehörige oder Pflegekräfte) zu koordinieren.

Medikamentöse Therapie: Wechselwirkungen und Einnahme

Die Medikamententherapie muss die begleitenden körperlichen Erkrankungen und andere Medikamente berücksichtigen. Die Dosierung von Psychopharmaka sollte schrittweise erhöht werden, und Wirkung sowie Nebenwirkung müssen regelmäßig kontrolliert werden.

Häufig kommt es bei Älteren zu Problemen mit der Medikamenteneinnahme, sei es aus Unverständnis, Überforderung oder wegen befürchteter Nebenwirkungen.

Nachlassende Fähigkeiten und integrierte Versorgung

Zusätzliche Herausforderungen entstehen, wenn die Patienten Probleme mit Sehen, Hören, Bewegung oder Kommunikation haben. Eine umfassende Versorgung erfordert oft eine Kombination verschiedener Ansätze: medikamentöse Behandlung (körperlicher und psychischer Erkrankungen), psychotherapeutische und soziotherapeutische Maßnahmen sowie alltagsbezogene Unterstützung. Dadurch müssen unterschiedliche Fachkräfte (Hausarzt, Psychiater, Psychotherapeut, gerontopsychiatrische Dienste) eng zusammenarbeiten. Bei schwerer Erkrankung sind auch stationäre oder teilstationäre Einrichtungen involviert.

Praktische Tipps: Hilfe und Behandlung finden

Der Hausarzt spielt eine entscheidende Rolle bei der Erkennung und Überweisung älterer Patienten mit möglichen psychischen Störungen (z.B. Abgrenzung von Depression und Demenz). Bei Bedarf wird der Patient an den entsprechenden Facharzt (Psychiater, Psychotherapeut oder Neurologe) überwiesen.

Auch Angehörige und Freunde können die Behandlung unterstützen. Sie sollten Symptome ernst nehmen, den Betroffenen bei der Suche nach einem Therapeuten helfen und ihn gegebenenfalls zum Erstgespräch begleiten. Kontraproduktiv ist hingegen die Aufforderung, sich „zusammenzureißen.' Angehörige können ebenfalls in die Therapie eingebunden werden.

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Depression