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Zyste an der Bauchspeicheldrüse - ein Risiko?

Klinik für Allgemeine und Viszerale Chirurgie

Grundlagen

Zystische Veränderungen im Bereich der Bauchspeicheldrüse werden oft zufällig entdeckt. In 70 bis 90 % der Fälle handelt es sich um sogenannte Pseudozysten (mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume), die sich nach einer akuten oder chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse entwickelt haben. Ungefähr 10 bis 15 % der zystischen Pankreasveränderungen sind zystische Pankreasneubildungen. Hier differenziert man zwischen gutartigen, bösartigen und Tumoren mit unbestimmtem Verhalten (Borderline-Tumoren). Hinter dem Begriff Borderline verbirgt sich das grenzwertige Verhalten des Tumors zwischen Gutartigkeit und Bösartigkeit. Das bedeutet, dass bei der feingeweblichen Untersuchung Veränderungen der Zellen im Sinne von Vorstufen bösartiger Tumore festgestellt werden. Bei den gutartigen Tumoren werden die folgenden Tumortypen differenziert und mit den folgenden medizinischen Fachbegriffen klassifiziert: Seröses Zystadenom, muzinöses Zystadenom, intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie (IPMN). Da diese primär gutartigen Tumore alle das Potenzial haben, sich bösartig zu entwickeln, ist im Allgemeinen die operative Entfernung indiziert.

Symptomatik

Kleine zystische Tumoren verursachen meist keine Symptome. Wenn Symptome auftreten, wird oft von unspezifischen Beschwerden im Oberbauch mit oft gürtelförmiger Ausstrahlung berichtet. Weiterhin kann es zu Appetitverlust, ungewolltem Gewichtsverlust, Brechreiz und einer Leistungsminderung kommen. Sollte der Tumor den Gallengang, der auf seinem Weg von der Leber zum Duodenum die Bauchspeicheldrüse passiert, einengen, kann es zu einer Gelbsucht der Haut, der Schleimhäute und der Bindehaut der Augen kommen. Insgesamt sind die Anzeichen meist unspezifisch und wenig wegweisend, was gerade bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse eine frühzeitige Diagnose erheblich erschwert.

Diagnosestellung

Nach sorgfältiger Erfassung der medizinischen Vorgeschichte, der erlebten Symptome des Patienten (Anamnese) und der klinischen Untersuchung sind nun verschiedene apparative Untersuchungen zur genauen Lokalisation und Ausdehnung des Tumors erforderlich.

Es stehen hier unterschiedliche Untersuchungsverfahren zur Verfügung, die je nach konkreter Fragestellung unterschiedliche Bedeutung haben und es daher notwendig machen, von Fall zu Fall genau zu differenzieren. In der Regel wird eine Dünnschicht-Computertomographie des Abdomens angefertigt. Außerdem wird eine ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie), also eine Darstellung des Gallen- und Pankreasgangs, durchgeführt, bei der Kontrastmittel in den Pankreas- und Gallengang appliziert wird. Hier kann ergänzend eine Endosonographie vorgenommen werden.

In bestimmten Fällen ist es erforderlich, eine genaue Aussage über die in der Nähe befindlichen Blutgefäße zu treffen. Hierfür eignet sich dann eine sogenannte Magnetresonanztomographie, um präzise Informationen zu erhalten.

Eine präoperative Gewebeprobe wird bei operablen Tumoren aufgrund der Gefahr der Tumorzellverschleppung nicht durchgeführt.

Behandlung

Je nach Lage und Ausdehnung des Tumors werden verschiedene operative Verfahren zur Anwendung kommen. Das Ziel ist stets, eine vollständige Entfernung des Tumors im Gesunden zu erreichen (R0-Situation). Dies bedeutet, dass sowohl für den Operateur sichtbar als auch in der feingeweblichen Untersuchung der Tumor im Ganzen mit einem Sicherheitsabstand entfernt werden konnte. Aus diesem Grund lassen wir durch unsere Kollegen der Pathologie bereits während des Eingriffs eine Schnellschnittdiagnostik durchführen, um schon während der Operation gegebenenfalls den Eingriff zu erweitern, um den Tumor vollständig zu entfernen.

Bei Lokalisation im Bereich des Pankreaskopfes kommen zum einen die pyloruserhaltende Pankreaskopfresektion (PPPD) sowie die Whipple-Operation zur Tumorentfernung in Betracht, bei Lokalisation im Pankreasschwanz die Pankreaslinksresektion, gegebenenfalls mit Entfernung der Milz. Erstreckt sich der Tumor über beide Bereiche, kann bei bösartigen Tumoren in seltenen Fällen die vollständige Entfernung der Bauchspeicheldrüse angezeigt sein.

Postoperativer Verlauf

Zur optimalen postoperativen Überwachung wird sich ein zwei- bis viertägiger Aufenthalt auf der Intensivstation an die Operation anschließen. Bereits ab dem ersten postoperativen Tag ist es wichtig, dass durch hinreichende Schmerzfreiheit eine frühe Mobilisierung ermöglicht wird. Insbesondere ist hier auf eine angemessene Atemtherapie zur Prävention einer Lungenentzündung zu achten. Ein besonderes Augenmerk gilt der Erfassung eines Blutzuckertagesprofils, um hier eine durch die Operation verursachte Blutzuckererkrankung (Diabetes mellitus) frühzeitig zu erkennen. Es erfolgt der schrittweise Aufbau der Ernährung, begleitet von Krankengymnastik und Atemtherapie. Gelegentlich ist es nötig, wenn ein größerer Teil des Pankreas entfernt wurde, Verdauungsenzyme, die die Bauchspeicheldrüse produziert, in Form von Kapseln zu verabreichen. Des Weiteren wird in Abstimmung mit dem Patienten eine möglichst zeitnahe Anschlussheilbehandlung geplant. Im Allgemeinen können die Patienten zwischen dem zehnten und vierzehnten postoperativen Tag bei normaler Ernährung und guter Beweglichkeit entlassen werden.