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Blutzucker nach dem Essen

1. Was sagt der Blutzuckerwert aus?

Der Blutzuckerspiegel gibt Aufschluss über den Anteil von Zucker, genauer gesagt Glukose, im Blut eines Menschen. Ein Wert, der sich zwischen 70 und 140 mg/dl (entspricht 3,9 bis 7,8 mmol/l) bewegt, wird als wünschenswert erachtet.

Zahlreiche Faktoren haben Einfluss auf den Blutzucker. Deshalb sind geringfügige Schwankungen über den Tag hinweg - sei es ein leicht erhöhter oder ein etwas erniedrigter Wert im Vergleich zum genannten Normbereich - vollkommen normal. Während körperliche Betätigung tendenziell den Blutzuckerspiegel senkt, erhöht sich dieser Wert nach dem Verzehr kohlenhydratreicher Speisen und Getränke.

Ein funktionierender Glukosestoffwechsel ist in der Lage, den Blutzucker stets wieder in den optimalen Bereich zurückzuführen. Idealerweise sollte der Wert somit spätestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit wieder unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l) liegen.

Personen, die an Diabetes leiden, weisen ohne entsprechende Behandlung zumeist einen zu hohen Blutzuckerwert auf. Die Ursachen hierfür variieren je nach spezifischer Diabetesform. Entsprechend dieser Ursachen stehen auch vielfältige Behandlungsansätze für Diabetiker zur Verfügung.

Wissenswertes:

Die fachlich korrekte Bezeichnung für den „Blutzucker' lautet tatsächlich „Blutglukose'. Dies erklärt sich dadurch, dass Glukose die primäre Energiequelle für den menschlichen Körper darstellt. Aus Gründen der Einfachheit im allgemeinen Sprachgebrauch sprechen wir jedoch weiterhin vom „Blutzucker'.

2. Was versteht man unter Gewebezucker?

Mit Hilfe von Systemen zur kontinuierlichen Glukosemessung (sogenannte CGM-Systeme) ist es möglich, die Konzentration der Glukose im Unterhautfettgewebe zu ermitteln. Solange der Blutzucker stabil ist (also nur geringe Schwankungen aufweist), sind die Glukosewerte im Blut und im Unterhautfettgewebe weitgehend identisch. Bei einem schnellen Anstieg oder Abfall des Blutzuckerspiegels treten jedoch in der Regel merklich größere Unterschiede zwischen den Blutzucker- und den Gewebezuckerwerten auf. Ein am Arm oder Bauch angebrachter Sensor erfasst dabei automatisch alle paar Minuten den Gewebezucker. Die gewonnenen Werte werden kontinuierlich an ein Empfangsgerät übermittelt, wodurch der Verlauf jederzeit sichtbar wird. Als Empfangsgerät kann beispielsweise eine mobile Anwendung auf dem Smartphone, eine Smartwatch, ein eigenständiges Empfangsgerät oder auch eine Insulinpumpe dienen.

3. Wie erfolgt die Blutzuckerselbstmessung?

Die Messung des Blutzuckers kann sowohl am Ohrläppchen als auch an der Fingerkuppe durchgeführt werden. Speziell für die Anwendung zu Hause existieren handliche Messinstrumente.

Bei der Messung des Blutzuckers am Finger kommt eine sogenannte Stechhilfe zum Einsatz, um einen kleinen Stich in den Finger zu setzen. Mittels eines Teststreifens, der am Messgerät angebracht ist, wird anschließend der aufgetretene Blutstropfen aufgesogen. Innerhalb weniger Augenblicke wird der ermittelte Blutzuckerwert auf dem Bildschirm des Messgeräts angezeigt.

Es gibt darüber hinaus auch weniger gebräuchliche Messmethoden, auf die später noch näher eingegangen wird.

Der fundamentale Unterschied zwischen der Blutzuckermessung am Finger und der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) im Unterhautfettgewebe mithilfe eines Sensors besteht darin: Während die Blutzuckermessung am Finger lediglich eine Momentaufnahme des Blutzuckerzustands liefert, bildet die kontinuierliche Glukosemessung den zeitlichen Verlauf ab. Dieser Glukoseverlauf stellt einen erheblichen Vorteil für Menschen mit Diabetes dar, die mehrmals täglich Insulin injizieren müssen und die Dosis entsprechend dem Blutzuckerwert sowie individuellen Gegebenheiten anpassen müssen.

Blutzuckermessung am Finger: Das Vorgehen

Das Grundprinzip verschiedener Blutzuckermessgeräte ist im Wesentlichen dasselbe. Für die Durchführung einer Blutzuckermessung am Finger werden folgende Utensilien benötigt:

  • Ein Gerät zur Blutzuckermessung
  • Ein passender Teststreifen für das spezifische Messgerät
  • Eine Stechhilfe mit einer Einweg-Lanzette
  • Ein Zellstofftupfer oder ein Papiertaschentuch sowie gegebenenfalls ein Heft zur Dokumentation der Blutzuckerwerte

 

Schrittweise Anleitung für die Blutzuckermessung

Die einzelnen Schritte zur Bestimmung des Blutzuckers am Finger sind wie folgt:

  1. Sämtliche erforderlichen Hilfsmittel werden bereitgelegt. Der Teststreifen wird in das Messgerät eingeführt.
  2. Die Hände sollten gründlich gewaschen werden, um jegliche Essensrückstände an den Fingern zu entfernen, die das Messergebnis verfälschen könnten.
  3. Anschließend ist es wichtig, die Hände sorgfältig abzutrocknen.
  4. Ein Finger wird mithilfe der Stechhilfe punktiert. Es empfiehlt sich, seitlich in die Fingerbeere zu stechen, da dort die wenigsten Nervenenden vorhanden sind und der Schmerz dadurch minimiert wird.
  5. Der Finger wird leicht von unten nach oben gedrückt, um die Bildung eines kleinen Blutstropfens zu fördern. Insbesondere in Situationen, in denen kein Händewaschen möglich ist (beispielsweise unterwegs), sollte der allererste Blutstropfen abgewischt werden.
  6. Mit dem am Messgerät angebrachten Teststreifen wird der entstandene Blutstropfen aufgesogen.
  7. Nach wenigen Sekunden kann der exakte Blutzuckerwert auf dem Display des Messgeräts abgelesen und - falls gewünscht - in das Blutzuckertagebuch eingetragen werden.
  8. Die benutzte Lanzette aus der Stechhilfe sowie der gebrauchte Teststreifen werden ordnungsgemäß entsorgt.

 

Wann werden die Kosten für die Blutzuckermessung von der Krankenkasse übernommen?

Die Kosten für Geräte zur Blutzuckermessung und das dazugehörige Zubehör werden von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet, sofern eine Insulintherapie durchgeführt wird. Typischerweise erhalten Personen mit Typ-1-Diabetes bis zu sechshundert Blutzuckerteststreifen und Personen mit Typ-2-Diabetes bis zu zweihundert Teststreifen pro Quartal.

Sollte die Diabetesbehandlung nicht mittels Insulin, sondern mit oralen Medikamenten erfolgen, die keine Unterzuckerungszustände verursachen, werden Teststreifen nur in Ausnahmefällen von der gesetzlichen Krankenversicherung zurückerstattet.

Wer kein Blutzuckermessgerät von der Krankenkasse erstattet bekommt, kann sich stattdessen beispielsweise in einer Apotheke oder online ein eigenes Gerät beschaffen.

Die exakten Regelungen bezüglich der Kostenerstattung können Sie detaillierter in diesem Artikel nachlesen.

 

Wie wähle ich das passende Blutzuckermessgerät aus?

Die Ausgaben für ein Blutzuckermessgerät bewegen sich im Bereich von etwa fünfzehn bis fünfundzwanzig Euro. Wer beabsichtigt, seinen Blutzucker häufig zu kontrollieren, benötigt demzufolge eine größere Menge an Teststreifen, welche regelmäßig nachbestellt werden müssen.

Es ist ratsam, vor dem Erwerb darauf zu achten, dass das Messgerät den Blutzuckerwert in der von Ihnen bevorzugten Maßeinheit anzeigt. Der Blutzucker kann entweder in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder in Millimol pro Liter (mmol/l) angegeben werden. Auf diabinfo.de steht Ihnen eine praktische Umrechnungstabelle zum Herunterladen zur Verfügung.

Für Personen mit einer Seheinschränkung gibt es Messgeräte, die das Ergebnis entweder deutlich vergrößert darstellen oder es per Sprachausgabe wiedergeben.

Für Menschen mit einem eingeschränkten Tastempfinden in den Fingern kann es zudem eine Herausforderung darstellen, vor jeder Messung den Teststreifen korrekt in das Messgerät einzuführen oder die Lanzette in der Stechhilfe zu wechseln. Für derartige Fälle sind Blutzuckermessgeräte erhältlich, die über integrierte Teststreifen verfügen, sowie Stechhilfen mit mehreren vorgefertigten Lanzetten.

Weniger verbreitete Methoden zur Blutzuckermessung

Wissenschaftler arbeiten intensiv an der Entwicklung von Verfahren zur nicht-invasiven Messung des Blutzuckerspiegels - also ohne die Notwendigkeit eines Einstichs in die Haut. Zwar sind bereits entsprechende Geräte auf dem Markt verfügbar, jedoch wird bisher keines davon von den Krankenkassen als medizinisches Hilfsmittel anerkannt.

Auch im Urin lässt sich der Blutzuckerwert bestimmen. Hierbei wird ein Teststreifen in die Urinprobe eingetaucht. Wenige Augenblicke später kann die Farbveränderung des Teststreifens mit der beiliegenden Farbskala auf der Verpackung verglichen werden. Anhand dieser visuellen Korrelation lässt sich eine grobe Einschätzung vornehmen, ob ein erhöhter Blutzuckerwert vorliegt. Eine präzise Ermittlung des Blutzuckerwertes durch Urinproben ist jedoch nicht möglich, und zudem können lediglich deutlich erhöhte Werte auf diese Weise nachgewiesen werden.

Gut zu wissen:

Bei einem Blutzuckerwert von ungefähr 180 mg/dl (10,0 mmol/l) beginnt die Niere damit, den überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden. Dieser Vorgang wird auch als die sogenannte Nierenschwelle bezeichnet. Erst ab diesem Punkt können erhöhte Blutzuckerwerte im Urin detektiert werden. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass die Nierenschwelle von Person zu Person stark variieren kann und deutlich höher oder niedriger als der genannte Wert von 180 mg/dl (10,0 mmol/l) liegen kann.

4. Wie erfolgt die Gewebezuckermessung durch den Anwender?

Geräte, die zur kontinuierlichen Glukosemessung dienen, werden ebenfalls als CGM-Systeme bezeichnet (aus dem Englischen: „Continuous Glucose Monitoring'). Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die kontinuierliche Glukosemessung oft auch als „Blutzuckermessen ohne Stechen' bezeichnet, obwohl diese Messinstrumente nicht den Zuckergehalt im Blut, sondern im Unterhautfettgewebe erfassen. Die Tatsache, dass kein wiederholtes Stechen erforderlich ist, stellt einen erheblichen Vorteil dieser Geräte im Vergleich zur herkömmlichen Blutzuckermessung am Finger dar. Selbst wenn der Sensor mittels einer Nadel in das Unterhautfettgewebe eingeführt wird, verbleibt diese Nadel nur kurzzeitig in der Haut und verursacht beim Einstich kaum spürbare Schmerzen. Im Fettgewebe verbleibt ein flexibler Messfaden, der im Normalfall keine Beschwerden hervorruft.

CGM-Systeme können in der Regel von den betroffenen Personen selbstständig angebracht werden - je nach Hersteller entweder am Oberarm oder am Bauch. Ihre Verweildauer am Körper variiert je nach Modell. Meist ist ein Austausch des Sensors nach 7 bis 14 Tagen erforderlich.

Detailliertere Informationen zu den verschiedenen CGM-Systemen finden Sie in unserem weiterführenden Artikel „Kontinuierliche Gewebezuckermessung'.

Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für ein CGM-System?

Im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung stellen CGM-Systeme für Personen, die eine Insulintherapie durchführen (in der Regel mehrmalige tägliche Injektionen oder die Nutzung einer Insulinpumpe), eine Leistung der Kasse dar. Zur Erlangung der Kostenübernahme ist eine ärztliche Verordnung für das CGM-System erforderlich. Wenn die Krankenkasse die Kosten trägt, werden diese abzüglich des gesetzlichen Eigenanteils übernommen.

Sollten Sie keine Kostenübernahme für ein CGM-System durch die Krankenkasse erhalten, besteht die Möglichkeit, diese aus eigener Tasche zu finanzieren. CGM-Systeme sind ausschließlich direkt vom Hersteller oder über spezialisierte Diabetes-Fachgeschäfte erhältlich und nicht in herkömmlichen Apotheken verfügbar.

Unabhängig von der Finanzierungsart ist eine fachkundige Einweisung und Schulung durch spezialisiertes Diabetes-Fachpersonal unerlässlich, um Anwendungsfehler zu vermeiden und eine sichere Nutzung im Rahmen der Diabetestherapie zu gewährleisten.

Weitere Details zur Kostenübernahme können Sie diesem Artikel entnehmen.

5. Wie wird der Blutzucker in der ärztlichen Praxis ermittelt?

In der Arztpraxis stehen zusätzliche Methoden zur Bestimmung des Blutzuckers zur Verfügung:

  • Blutzuckermessung aus der Vene:
    Die Bestimmung des Blutzuckers aus einer Vene im Labor ist präziser im Vergleich zur Messung am Finger. Häufig wird der Blutzuckerwert aus dem venösen Plasma routinemäßig im Rahmen von Blutuntersuchungen miterfasst. Erfolgt die Blutentnahme am Morgen im nüchternen Zustand, handelt es sich um den sogenannten Nüchternblutzuckerwert. Bei der Blutentnahme ohne vorheriges Fasten spricht man von einem Gelegenheitsblutzucker.
  • Oraler Glukosetoleranztest (oGTT):
    Dieser Test wird oft bei Verdacht auf eine Störung des Zuckerstoffwechsels durchgeführt. Dabei wird zunächst nüchtern der Blutzucker aus einer Vene bestimmt, anschließend trinkt der Patient eine Zuckerlösung, und der Blutzuckerspiegel wird in den folgenden zwei Stunden engmaschig überwacht.
  • HbA1c (Langzeit-Blutzuckerwert):
    Der HbA1c-Wert kann anhand einer entnommenen Blutprobe ermittelt werden. Er gibt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über die letzten acht bis zwölf Wochen wieder.

Basierend auf den beschriebenen Messwerten kann eine Diagnose von Diabetes gestellt werden. In unserem Artikel „Wie wird Typ-2-Diabetes diagnostiziert?' erfahren Sie mehr über die Diagnose von Typ-2-Diabetes.

Weitere Informationen zur Diagnose von Typ-1-Diabetes sind hier zu finden.

6. Welche Blutzuckerwerte gelten als normal?

Blutzuckerwerte bei Personen ohne Diabetes

Der Blutzucker unterliegt während des Tagesverlaufs natürlichen Schwankungen. Um den Zuckerstoffwechsel beurteilen zu können, ist es ratsam, den Blutzucker nach Möglichkeit nüchtern und mehrfach zur gleichen Tageszeit zu messen.

Im nüchternen Zustand liegt der Blutzuckerwert bei Personen mit einem gesunden Stoffwechsel unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Ein Diabetes wird diagnostiziert, wenn wiederholt ein Nüchternblutzuckerwert von 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder höher festgestellt wird oder Gelegenheitsblutzuckerwerte von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder darüber erreicht werden.

Nach der Nahrungsaufnahme steigt der Blutzucker an. Spätestens zwei Stunden nach der Mahlzeit sollte der Wert idealerweise wieder unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l) fallen.

 

Blutzucker-Zielwerte bei Diabetes

Das übergeordnete Behandlungsziel bei Diabetes ist das Erreichen eines Blutzuckerwerts, der möglichst konstant im Normbereich liegt. Der individuell festzulegende Blutzucker-Zielwert wird von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt bestimmt.

Bei Diabetes wird angestrebt, einen möglichst großen Anteil der Glukosewerte innerhalb des Zielbereichs von 70 bis 180 mg/dl (3,9 bis 10,0 mmol/l) zu halten. Dies wird auch als „Time in Range' (TIR) - also die Zeit im Zielbereich - bezeichnet. Wer ein CGM-System nutzt, kann in der Regel eine Anzeige darüber erhalten, zu wie viel Prozent der Blutzucker über den Tagesverlauf in einem definierten Zielbereich verbleibt.

In der klinischen Praxis werden die Zielwerte bei älteren Menschen mit Diabetes tendenziell etwas höher angesetzt als bei jüngeren Diabetikern. Dies dient vor allem der Vermeidung von Unterzuckerungszuständen, welche ältere Personen oft erst spät wahrnehmen. Solche Zustände bergen beispielsweise die Gefahr von Stürzen.

Bei Blutzuckerwerten oberhalb von 180 mg/dl (10,0 mmol/l) können Symptome einer Überzuckerung (Hyperglykämie) auftreten. Dazu zählen beispielsweise Müdigkeit, Übelkeit, vermehrter Harndrang und starkes Durstgefühl. Eine ausgeprägte Überzuckerung kann sich zu einem lebensbedrohlichen Notfall entwickeln.

Wenn der Blutzuckerwert unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) fällt, handelt es sich um eine Unterzuckerung (Hypoglykämie). Eine zu hohe Insulindosis im Blut oder bestimmte blutzuckersenkende Medikamente können Ursachen für Unterzuckerungen sein. Charakteristische Anzeichen sind Zittern, blasse Gesichtsfarbe und Schwitzen. Auch diese Situation kann potenziell lebensgefährlich sein.

7. Was ist bei der Blutzuckermessung zu beachten?

Bei der Durchführung einer Blutzuckermessung können sich leicht Fehler einschleichen. Dies kann dazu führen, dass der gemessene Wert stark von der Realität abweicht, also entweder zu hoch oder zu niedrig ausfällt, obwohl er tatsächlich im Normbereich liegt. Die nachfolgenden Empfehlungen sollen helfen, verfälschte Messergebnisse zu vermeiden.

 

Den richtigen Zeitpunkt für die Blutzuckermessung wählen

Der Blutzuckerspiegel unterliegt im Verlauf eines Tages ganz natürlichen Schwankungen. Diese sind unter anderem auf folgende Faktoren zurückzuführen:

  • Mahlzeiten: Nach der Nahrungsaufnahme, insbesondere nach dem Verzehr von kohlenhydratreichen Lebensmitteln, steigt der Blutzuckerspiegel an. Abhängig von der Zusammensetzung der Nährstoffe und dem individuellen Stoffwechsel kann der Blutzucker durchaus Werte von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) erreichen. Zwei Stunden nach einer Mahlzeit sollte der Wert jedoch idealerweise wieder unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l) liegen.
  • Körperliche Aktivität: Bewegung führt in der Regel zu einer Absenkung des Blutzuckerspiegels, da die Muskeln den im Blut vorhandenen Zucker (Glukose) zur Energiegewinnung nutzen. Personen, die Insulin spritzen oder bestimmte blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, müssen sich auf mögliche Unterzuckerungen vorbereiten und gegebenenfalls proaktive Maßnahmen ergreifen.
  • Hormone: Bei Stress, während einer Krankheit (Infekt) oder während der Schwangerschaft können Hormone zu ungewöhnlich starken Blutzuckerschwankungen führen. Es ist ratsam, mit dem behandelnden Diabetes-Team zu besprechen, wie in solchen Situationen vorzugehen ist. Oftmals sind auch erhöhte Blutzuckerwerte am Morgen auf hormonelle Einflüsse zurückzuführen; dies wird als das sogenannte Dawn-Phänomen bezeichnet.

Wer ein CGM-System verwendet, erhält einen detaillierten Einblick in den Verlauf der Glukosewerte in spezifischen Situationen. Im Gegensatz dazu kann bei der Blutzuckermessung am Finger leicht ein ungünstiger Messzeitpunkt gewählt werden.

Sofern nur gelegentliche Blutzuckermessungen durchgeführt werden, empfiehlt sich der Zeitpunkt direkt nach dem Aufwachen am Morgen. Ansonsten ist es ratsam, die Messung vor den Mahlzeiten oder mindestens zwei Stunden nach dem Essen vorzunehmen.

 

Bei der Blutzuckermessung am Finger keine Schritte auslassen

Insbesondere bei der Blutzuckermessung am Finger besteht ein erhöhtes Risiko für Messfehler. Selbst geringste Essensreste an den Fingern können das Messergebnis verfälschen und zu einem extrem hohen Blutzuckerwert führen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, auf die Hygiene zu achten und die Hände vor der Blutzuckermessung gründlich zu reinigen.

Ebenso wichtig ist das sorgfältige Abtrocknen der Hände. Andernfalls wird das Blut verdünnt, und der gemessene Wert kann fälschlicherweise zu niedrig ausfallen.

Zudem sollte nicht zu stark auf den Finger gedrückt werden, um einen Blutstropfen zu gewinnen. Dies kann nämlich dazu führen, dass Gewebe-Flüssigkeit austritt und den Blutzuckerwert verfälscht. Sollte zu wenig Blut austreten, ist es ratsam, an einem anderen Finger mit einer neuen Lanzette einen erneuten Stichversuch zu wagen. Die Einstellung der Stechtiefe an der Stechhilfe kann ebenfalls beeinflussen, wie leicht sich ein ausreichend großer Blutstropfen gewinnen lässt.

 

Den Blutzuckerwert des CGM-Systems richtig interpretieren

Bei der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM-System) wird nicht der Blutzucker selbst ermittelt, sondern der Gewebezucker im Unterhautfettgewebe.

Infolgedessen weist das Messergebnis des CGM-Systems im Vergleich zur Blutzuckermessung am Finger eine Verzögerung von etwa zehn Minuten auf. Dieser Zeitunterschied muss bei der Interpretation der Werte unbedingt berücksichtigt werden.

Weitere Informationen zur kontinuierlichen Glukosemessung können Sie diesem Artikel entnehmen.

8. Blutzuckertagebuch zum Herunterladen

Die meisten Blutzuckermessgeräte speichern die ermittelten Werte automatisch. Dennoch kann das Führen eines separaten Blutzuckertagebuchs von Vorteil sein. Hierfür stehen spezielle Apps zur Verfügung, aber die Blutzuckerwerte können auch manuell notiert werden.

In einem Blutzuckertagebuch können im Laufe der Zeit oft wiederkehrende Muster und Trends erkennbar werden. Diese Erkenntnisse können anschließend mit dem behandelnden Diabetes-Team erörtert werden.

9. Umrechnungstabelle für mg/dl und mmol/l

Der Blutzuckerwert kann entweder in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder in Millimol pro Liter (mmol/l) gemessen werden.

Die Berechnungsgrundlage:
Um einen Blutzuckerwert von mg/dl in mmol/l umzurechnen, ist eine Teilung durch achtzehn erforderlich.
Um einen Blutzuckerwert von mmol/l in mg/dl umzurechnen, muss der Wert mit achtzehn multipliziert werden.

Im Folgenden finden Sie eine Umrechnungstabelle, die Sie herunterladen können.

Quellen:

American Diabetes Association: 6. Glycemic Goals and Hypoglycemia: Standards of Care in Diabetes - 2024. In: Diabetes Care, 2023, 47: S111-S125
American Diabetes Association: 7. Diabetes Technology: Standards of Care in Diabetes - 2024. In: Diabetes Care, 2023, 47: S126-S144
Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Technologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft: Stellungnahme: Auswahl der Glukosemessmethode. (Letzter Abruf: 02.05.2024)
Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes. Langfassung. Version 3.0. 2023
Bundesministerium für Gesundheit: Zuzahlung und Erstattung von Arzneimitteln. (Letzter Abruf: 02.05.2024)
Deutsche Diabetes Gesellschaft et al.: S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. Version 5.1. 2023
Harreiter, J. et al.: Diabetes mellitus - Definition, Klassifikation, Diagnose, Screening und Prävention (Update 2023). In: Wien Klein Wochenschr, 2023, 135: S7-S17
Heinemann, L. et al.: Glukosemessung und -kontrolle bei Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes. In: Diabetologe, 2021, 17: 153-174
Schlüter, S. et al.: Glukosemessung und -kontrolle bei Patienten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes. In: Diabetol Stoffwechs, 2023, 18: S114-S135
Stand: 02.05.2024

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